Vertrauen ist nicht immer einfach. Gerade in Krisen wird unser Vertrauen oft auf eine harte Probe gestellt. Das erfahre ich gerade am eigenen Leib. Welche Krise ich gerade erlebe, warum das fast das Ende meines Buchprojekts bedeutet hätte und woher ich die Kraft nehme, nun doch weiter zu machen … das erfahrt ihr im Folgenden.

Rückblick

Vielleicht habt ihr euch gewundert, warum in den letzten Monaten auf meinem Blog, meiner Website und meinem Facebook-Profil Funkstille herrscht. Kein neuer Beitrag, kein Facebook-Post, nichts … Es scheint fast, als wäre ich von der Bildfläche verschwunden. Und ein bisschen ist dem auch so. Beruflich zumindest …

Der Grund ist tragisch, traurig und sehr persönlich: Anfang des Jahres erhält meine Mutter eine schwere Diagnose, die alles verändert. Zuvor wissen meine Familie und ich nur: Irgendetwas stimmt nicht. Ständig klagt sie über starke Rückenschmerzen. Und das schon seit Monaten. Sie rennt von Arzt zu Arzt. Doch das Ergebnis ist: Nichts. Nichts, das diese Schmerzen erklären kann. Schließlich macht sie einen Termin für ein MRT. Wir wollen endlich Gewissheit. Meine Mutter glaubt an einen Bandscheibenvorfall … Wie schlimm es wirklich ist, und dass uns nur sehr wenig Zeit bleibt, das wissen wir zu diesem Zeitpunkt nicht.

Der Schock

Das MRT bringt Klarheit: Meine Mutter hat Krebs. Wenig später kommt sie ins Krankenhaus. Die die Ärzte dort geben ihr nur wenige Wochen. Und sie behalten recht …
Mein Leben steht von heute auf morgen Kopf. Nichts scheint mehr wie vorher. Wie wichtig ist der eigene Lebenstraum, wenn du weißt, du wirst einen geliebten Menschen verlieren? Den Menschen, der dich deine ersten Worte hat sprechen hören? Den Menschen, der deine ersten Tränen getrocknet hat? Den Menschen, den du glaubtest, immer an deiner Seite zu haben? Deine Mutter! Für mich scheint plötzlich alles andere unbedeutend und klein.

Wie geht es jetzt weiter? Wie sehen die nächsten Wochen aus? Was kommt auf uns zu? Wie viel Zeit bleibt uns noch? Und werde ich mein Buchprojekt fortführen können?
Meine Entscheidung ist klar: Ich werde die Zeit, die uns noch bleibt, in Deutschland verbringen. Nicht reisen. Einfach da sein. Für meine Mutter. Für meine Familie. Und für mich. Ich cancele bis auf weiteres alle Reisepläne und kümmere mich um meine Mutter. Mein Projekt macht Pause. Fortsetzung ungewiss …
Wie wichtig diese Entscheidung für mich ist, werde ich erst später richtig verstehen.

Außen und Innen

„Diese Zeit wird sehr intensiv. Nutze sie und verbringen so viel Zeit wie möglich mit deiner Mutter“. Das höre ich immer wieder, wenn ich anderen von der Diagnose berichte.
Und es stimmt. Die Zeit ist intensiv. Manchmal so intensiv, dass ich das Gefühl habe, innerlich zu verbrennen. So sehr schmerzt die Wahrheit. Zweifel, Angst und manchmal auch Wut gehören nun zu meinem Alltag. Und das in einer Intensität, für die mir die Worte fehlen.
Doch es gibt sie: Die schönen Momente. Momente, in denen wir gemeinsam lachen. Momente, in denen wir in den schönen Erinnerungen schwelgen. Momente, in denen Menschen einfach da sind. Selbstlos und ungefragt. Einfach weil sie spüren, dass sie uns gut tun. All diese Momente sind es, für die ich in dieser schweren Zeit dankbar bin. Es sind die Momente,  die mich darauf vertrauen lassen: Irgendwie wird es weiter gehen. Irgendwie werden wir das schaffen. Wie? Keine Ahnung … Eine Antwort darauf habe ich noch nicht.

Fragen über Fragen

Geht es bei Vertrauen nicht gerade darum: Etwas nicht zu wissen und dennoch davon auszugehen, dass wir es händeln können. Davon auszugehen, dass wir alles in uns tragen, um mit der Situation umzugehen. Das nennen Psychologen „Selbstvertrauen“. Und Selbstvertrauen ist bekanntlich die Voraussetzung, um anderen Menschen und dem Leben zu vertrauen. So gesehen sind die Wochen und Monate, die ich in mein World Trust Project investiert habe, vielleicht das beste Trainingslager für diese Krise. Wer weiß?

Warum gerade meine Mutter? Warum gerade jetzt? Wie soll es ohne sie weitergehen? Das frage ich mich in unseren letzten gemeinsamen Wochen immer wieder. Doch das Leben bleibt mir auch auf diese Fragen vorerst eine Antwort schuldig.

Versprochen ist Versprochen

„Ich werde in der ersten Reihe bei deiner Buchvorstellung sitzen!“ Diesen Satz höre ich von einer Mutter in den letzten Wochen vor ihrem Tod immer wieder. Ein Zeichen, dass sie bereit ist zu kämpfen. Für sich und für uns. Und doch weiß ich, dass sie ihr Versprechen nicht halten kann. Ich weiß, dass sie nicht da sein wird. Zumindest nicht körperlich. Denn so schnell kann ich nicht schreiben … So schnell kann niemand schreiben.

Kurz vor ihrem Tod führen wir ein sehr ehrliches Gespräch. Ein Gespräch voller Vertrauen. Voller Verletzlichkeit. Sie weiß, dass sie gehen wird. Ich weiß das auch. Diese Gewissheit verbindet uns. Ich versuche in Worte zu fassen, wie es mir geht. Versuche einmal nicht stark zu sein. Zeige mich verletzlich. Weine viel. Auch sie teilt ihre Gedanken mit mir und es entsteht eine tiefe Nähe.
Dann folgt ein Moment des Schweigens. „Versprich mir eines: Schreibe dieses Buch. Reise, sammle Geschichten und teile sie. Für all die Menschen, die sich schwertun zu vertrauen. Und für mich.“ Ich gebe ihr dieses Versprechen. Es ist der letzte Gefallen, um den mich meine Mutter bittet.

Wissen und Nicht-Wissen

Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht weiß: Es wird unser letztes Gespräch sein. Denn dann geht alles ganz schnell. 3 Tage später stirbt sie. Und mir ist, als hätte sie es geahnt. Geahnt, dass uns keine Zeit mehr bleibt. Um über all das zu sprechen, was uns auf dem Herzen liegt. Und sie tut das, was Mütter oft tun: Sie kümmert sich um mich. Selbstlos und auf ihre Weise. Bis heute glaube ich: Sie hat mir das Versprechen nicht für sich abgenommen, sondern für mich. Damit ich eine Perspektive sehe. Damit ich am Ball bleibe. Damit ich etwas habe, das mich durch diese schwere Zeit trägt.

Was sie zu diesem Zeitpunkt nicht weiß: Damals überlege ich ernsthaft mein Buchprojekt zu beenden. Denn in den nächsten Wochen und Monaten brauche ich viel Zeit und Kraft für meine Familie. Meine Mutter wird ein großes Loch hinterlassen. Bei jedem von uns. So viel ist sicher. Vielleicht spürt sie meine Angst. Und nimmt mir deshalb das Versprechen ab. Mütter haben ja bekanntlich einen 7. Sinn für so etwas.

Ausblick

All das ist nun wenige Wochen her. Eine Zeit, die so intensiv war, wie ich es mir nie hätte vorstellen können. Die vergangenen Wochen haben mich meine Prioritäten neu setzen lassen. Sie haben mich erkennen lassen, was mir wirklich wichtig ist. Und sie haben mir ein neues Gefühl für Zeit geschenkt. Denn nichts ist wertvoller als die Zeit mit den Menschen, die wir lieben.

Am 25.07. nehme ich mein Projekt wieder auf. Ich reise in die Schweiz. Es ist ein besonderer Tag: Es wäre der 56. Geburtstag meiner Mutter. Sie reist mit, denn ein Stück von ihr wird immer ein Teil von mir sein.

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